Blog

03.09.2017 00:00

Nach tagelangen intensiven Regenfällen zeigt sich heute Nachmittag endlich wieder die Sonne. Wie wohltuend das ist! - Das Sarganserland blieb glücklicherweise von Hochwasser verschont. Dieses Glück war nicht allen beschieden. In meinen Augen hat das Wetter diesen Sommer wirklich besondere Kapriolen geschlagen. Grosse Hitze – heftige Stürme – starke Regenfälle - sehr unbeständige und wechselhafte Wetterlagen. Das gibt zu denken.

 

In Bondo donnern drei Millionen Kubikmeter Fels ins Tal, in Portugal und Spanien wüten die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten, Houston versinkt im Monstersturm, in Indien, Bangladesch und Nepal sind 40 Millionen Menschen vom Monsun betroffen. Weltweit sterben viele Menschen infolge von Naturkatastrophen, verlieren ihr Hab und Gut und ihre Existenz. Ist das alles nur Zufall in einem extremen Jahr? Schon lange warnen uns Forscher, dass mit der zunehmenden globalen Erderwärmung die Gefahr von Waldbränden weltweit steigt, die Naturgefahren in den Bergen zunehmen und Extremwetterereignisse heftiger werden. Die Klimawandel-Leugner wollen uns aber weismachen, dass dies alles normal ist und jetzt zufälligerweise innerhalb von wenigen Wochen ein bisschen gehäuft auftritt.

 

Haben uns die Klimaexperten nicht schon vor Jahren genau solche Ereignisse prognostiziert? Seit rund 20 Jahren ist überall zu hören und zu lesen, dass im Berggebiet künftig vermehrt mit Starkregen, Felsstürzen und Murgängen zu rechnen sei, die Sommer feuchter und die Winter milder würden, die Gletscher verschwänden, küstennahe Gebiete Stürmen und Hochwassern weniger trotzen könnten als bisher und dass bewohnte kleinere Inseln bald vom ansteigenden Meer geschluckt werden. Man weiss es also, aber irgendjemand wird immer Argumente finden, dass dieses und jenes Ereignis nicht ausschliesslich dem Klimawandel zugeschrieben werden kann, wie beispielsweise jetzt der Bergsturz von Bondo. Es ist unglaublich, welche Verdrängungskünste Menschen hervorbringen können, wenn sie die Wahrheit als störend empfinden. Die Fachwelt ist sich einig: Der Klimawandel findet statt und für die Veränderungen ist der Mensch verantwortlich. Sind über 95% der Wissenschaftler Lügner? Dann müssten wir die Forschung sofort einstellen und nur noch Politiker als Experten beiziehen. Es ist Ironie des Schicksals, dass der verheerende Tropensturm Harvey in Houston ausgerechnet in dem Jahr, in dem Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigt, uns daran erinnert, worum es geht.

 

Was folgt als nächstes?

 

16.08.2017 00:00

Spinnen am Abend, erquickend und labend. – Meine Mutter hat das früher manchmal gesagt. Dabei hatte ich als Kind immer an Spinnen, die mit acht Beinen, gedacht. Ich konnte mir gut vorstellen, dass man abends, wenn irgendwo im Haus eine Spinne auftaucht, schnell wieder hellwach und total aufgeregt ist, also erquickt ;-). Es hat eine Weile gedauert, bis ich merkte – woher sollte ich das auch kennen -, dass hier vom Spinnen am einem Spinnrad die Rede ist. Die alte Redewendung ist mir gestern Abend seit Langem wieder in den Sinn gekommen:

Vor dem zu Bett gehen merke ich, dass ich noch etwas für den kleinen Hunger brauche. Um mein Gewissen nicht zu strapazieren, entscheide ich mich für Reiswaffeln. Jawohl, für stiebend trockene Reiswaffeln, immerhin mit einem leichten Honiggeschmack. Die zerbröseln bereits beim Auspacken, einige Brösel fallen dabei auf die Küchenkombination.

Plötzlich flitzt hinter dem Kellentopf eine Monsterspinne hervor. Ein Riesending mit acht langen dünnen Beinen. Ich lasse meine Reiswaffeln vor Schreck fallen und stiebe davon ins Wohnzimmer. Da liegen also meine Waffeln und ich kann nicht ran. Die Spinne muss weg. Da ich in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte mit Spinnenbegegnungen gemacht habe, entscheide ich mich, nicht meinen Mann zu rufen, sondern das Getier selber mit einer grossen Zeitung ins Freie zu bugsieren. Als ich in die Küche zurückkomme, traue ich meinen Augen nicht: Die Spinne frisst meine Reiswaffeln! Jedenfalls knabbert sie sehr intensiv an einem recht grossen Brocken und würde ihn wohl gerne wegschaffen, aber er ist zu schwer. Total faszinierend!

Jetzt ist es Zeit, meinen Mann zu rufen. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Schon fast tut mir die Spinne bei so viel Anstrengung leid und so lasse ich sie in Ruhe fressen. Unterdessen ist sie irgendwo in unserer Wohnung verschwunden und wird mich wohl schon bald in einem unerwarteten Moment erneut erschrecken. Doch fürchten muss ich mich nicht mehr, denn ich weiss, wie man Spinnen besänftigen kann: mit Honigreiswaffeln.

Ein bisschen sorge ich mich um das Getier, hoffentlich hat es keine Bauchschmerzen?

 

 

06.08.2017 00:00

Morgen Abend ist es wieder soweit. Ich freue mich schon auf eine weitere Folge der Sommerdoku „Üse Buurehof“ im Schweizer Fernsehen. Worum geht es? Wie bereits in den beiden vorangehenden Staffeln „Üsi Badi“ und „Üse Zoo“ verbringen sechs Menschen mit einer geistigen Behinderung ihren Sommer in einer Badi, in einem Zoo oder - wie dieses Jahr - auf einem Bauernhof. Dort leben und arbeiten sie unter Anleitung und Betreuung. Drei von ihnen sind seit der ersten Staffel mit dabei und haben tatsächlich bereits eine gewisse Bekanntheit erlangt.

 

Das Ganze wird filmisch begleitet. Jeden Montag erfahren wir, wie die letzte Woche der sechs verlaufen ist. Welche Freuden wurden erlebt, welche Aufgaben gemeistert, welche Krisen überstanden, welche Differenzen bereinigt…? Dabei geht es sehr emotional zu und her. Die Bauernfamilie hat immer abwechslungsreiche Arbeiten für die sechs Gäste bereit und pflegt einen wirklich schönen Umgang mit ihnen. Manch (vermeintliche) Grenze konnte durch liebevolle Motivation des Bauern und der Bäuerin nach oben verschoben werden. Es ist förmlich zu spüren, wie das eine oder andere Selbstbewusstsein durch das Zusammenleben auf dem Bauernhof gestärkt werden konnte. Soweit so gut. Ein tolles Projekt. Doch braucht es dazu die Öffentlichkeit? Ist es wirklich in Ordnung, diese Menschen zu filmen, ihre Gefühle, Probleme, Freuden und Frustrationen so darzustellen? Gibt es eine andere Absicht für die Doku als reine Unterhaltung?

 

In jeder Folge beschleicht mich irgendwie ein ungutes Gefühl. Ich komme nicht los von dem Gedanken, dass ich mich auf Kosten von Menschen mit einer Behinderung unterhalte. Und die Unterhaltung ist gut! Als Zuschauerin kann ich lachen, mitfiebern, und immer wieder den „Jöö-Effekt“ erleben… denn Emotionen gibt es genug und zudem stark, ungefiltert und echt. Oft wird mir dabei ein Lacher entlockt, obwohl es diesen Menschen in ihren Reaktionen total ernst und gar nicht ums Lachen ist. Ich merke, dass ich nicht mit ihnen, sondern über sie lache.

 

Soll „Üse Buurehof“ etwa ein Beitrag für ein besseres Verständnis für Menschen mit einer Behinderung sein oder gar für eine bessere Integration? Für die einzelnen Teilnehmer und Teilnehmerinnen vielleicht, beim Publikum bin ich skeptisch. Die sechs Menschen profitieren vielleicht davon, dass sie ihre Fähigkeiten stärken, welche sie dann wiederum in ihrem meistens geschützten Umfeld einbringen können. Das ginge allerdings auch ohne Kamera.

 

Was ist mit der Integration? Die Serie läuft seit sieben Jahren. Ich persönlich habe seither noch nirgends, sei es in Geschäften, Restaurants oder Bauernhöfen mehr Menschen mit einer geistigen Behinderung arbeiten sehen. Die Doku schauen wir allemal gerne, aber nachher tauchen die Menschen wieder ab in ihren geschützten Rahmen und verschwinden grösstenteils aus unserem Leben.

 

Was macht die Faszination von „Üse Buurehof“ aus?

 

01.08.2017 00:00

Heute Morgen bin ich ausgeschlafen und gut gelaunt aus dem Bett gekommen. Jedenfalls fühlte ich mich total ok. Auch der Blick in den Spiegel während meiner Morgentoilette nach dem Frühstück fiel gar nicht schlecht aus. Wohlweislich bewege ich mich bis zu diesem Zeitpunkt ohne Brille im Haus. Nach Dusche, frisieren und ein paar Farbtupfern wage ich dann den ersten ungefilterten Blick in den Badezimmerspielgel. Heute lässt sich das Resultat durchaus sehen.

 

Noch schnell im unteren Bad etwas holen, dann raus aus dem Haus. Noch kurz einen Blick in den Spiegel… Schreck! Was sehe ich denn da? Die Augenringe sind trotz Brille sichtbar, die Haut immer noch morgenmüde und überhaupt, die Haare sitzen überhaupt nicht! Mein Stimmungsbarometer sinkt. Dummer Spiegel! Dieser Spiegel ist unbarmherzig und ich weiss es schon lange: Das Licht hier ist sehr, sehr  schlecht. Jedes Mal, wenn ich reinschaue, bin ich frustriert. Ich werde diesen Spiegel meiden müssen.

 

Trotzdem, die Zeit drängt. Runter jetzt in die Garage und noch einen letzten Blick in den Garderobenspiegel. Na ja, das sieht doch wieder ganz passabel aus. Versöhnt verlasse ich das Haus.

 

Welchem Spiegel darf ich wohl glauben?

 

 

25.07.2017 00:00

Vor Kurzem ging mir im Sarganserländer eine Geschichte ans Herz. Schön ist sie und positiv. Nicht spektakulär, nein. Doch wohltuend. Sicherlich sehr intensiv für den Schulabgänger Blertan, welcher im letzten Schuljahr eine Projektarbeit durchzuführen hatte und dabei Unterstützung von verschiedensten Personen erhielt.

 

Die Idee zur Projektarbeit kam von einem Spaziergänger, welcher einen Teil des Sarganser Weinbauweges öfters geht. Leider ist im besagten Abschnitt eine morsche Sitzbank ganz in sich zusammengefallen. Nichts mehr also mit der dort jeweils eingelegten Sitzpause des Pensionärs, weil er genau auf diesem Wegabschnitt immer etwas ausser Atem gerät.

 

Der Pensionär gelangte mit dem Anliegen einer neuen Bank an die Schule. Dort standen in der 3. Oberstufe Projektarbeiten an. Tatsächlich fand ein Schüler Interesse daran, den schönen Ruheplatz zu erneuern! Und schon ging es begeistert ans Planen, Hobeln, Fräsen und Bohren. Die Bank steht und wurde bereits ihrer Bestimmung als „Uusschnuf-Bänkli“ übergeben. Das ist sie schon, die schöne Geschichte… Fast.

 

Der besagte Pensionär und seine Frau sowie ein befreundetes Ehepaar freuten sich sehr, dass ihre Idee aufgenommen wurde und wollten Blertan in seinem Vorhaben unterstützen. Darum sponsorten sie dem jungen, motivierten Handwerker das Fichtenholz, damit sich dieser voll und ganz um die Ausführung der Bank kümmern konnte. Und die kann sich sehen lassen!

 

Toll, was der Input bewirkt hat. Und es gibt sie doch, die begeisterungsfähige Jugend.

 

 

<< 1 | 2 | 3 | 4 | 5 >>

Kontakt

Sarganserland aktuell - Blick über den Tellerrand sandra.buesser@catv.rol.ch