Wo ist der Heiligenschein?

05.03.2017 00:00

In unserer Familie gab es ein Tanteli und eine Klostertante. Die beiden waren Schwestern meiner Grossmutter mütterlicherseits. Grosstanten eigentlich. Die erstere beeindruckte mich bei unseren Besuchen als Kind mit ihrer Toilette, es war ein Plumpsklo, und zu Weihnachten mit ihren selbstgestrickten Strümpfen und Unterhosen. Wobei mich das Plumpsklo eindeutig mehr faszinierte, es kratzte nicht.

 

Die zweite, also die Klosterfrau, kannte ich leider persönlich nicht. Trotzdem hörte ich von ihrer sagenhaft schönen Haut. Glatt und zart sei sie gewesen, auch im hohen Alter noch. Nie hätte sie etwas anderes verwendet als Wasser und Seife. Nun ja, dachte ich, in einem Kloster führt man ein stress- und sorgenfreies Leben, abgeschottet von den Alltagsthemen. Fürsorge und gegenseitiges Verständnis sind selbstverständlich. Da altert man schliesslich auch langsamer, als wenn man sich im harten Leben draussen behaupten muss. – Das war aber gefehlt. Wie ich erfuhr, hatte sie immer wieder betont, dass es auch im Kloster menschelt.

 

Zwist im Kloster und auch in der Kirche? Damals konnte ich das kaum glauben. Heute schon. Der Verfasser des Artikels „Düstere Wolken über dem Hof von Chur“ vom Freitag in der Südostschweiz geht auch davon aus, dass in der Fastenzeit die Zeit des Gebets und der Nächstenliebe sei. Schön wäre es. Im Bistum Chur scheint es jedenfalls nicht zu gelten, dort ist Feuer unter dem Dach. Wer gegen wen und mit wem, darauf gehe ich nicht ein. Zu verworren sind die Aktivitäten und Absichten einzelner für Aussenstehende.

 

Wo Menschen sind, menschelt es. Wieso sollte es in der Kirche anders sein? Habt ihr schon einmal einen lebenden Menschen mit einem Heiligenschein gesehen?

 

Kontakt

Sarganserland aktuell - Blick über den Tellerrand sandra.buesser@catv.rol.ch