Ist die Menschheit in Gefahr? - Teil I

22.12.2016 00:00

Nach den schlimmen Attentaten letztes Jahr in Paris und nun in Berlin, geht die Angst um. Die Terroranschläge in Europa scheinen sich zu häufen und radikale Muslime bedrohen unsere Sicherheit.

 

Die Zahlen zeigen eigentlich etwas anderes: Seit 2001 starben in Westeuropa insgesamt 611 Terroropfer. In der Schweiz ist seit über 20 Jahren sogar niemand mehr einem Attentat zum Opfer gefallen. In früheren Jahrzehnten starben dagegen pro Jahr mehr als 400 Menschen durch Terror. Die etwas Älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch an die IRA in Nordirland, die ETA in Spanien, die RAF in Deutschland, die Roten Brigaden in Italien und die palästinensische Terrororganisation Schwarzer September.

 

Es stimmt, dass der Terror in den letzten Jahren weltweit zugenommen hat, jedoch nicht in Westeuropa. Bei allen Terroranschlägen seit 2001 sind insgesamt 135'000 Menschen getötet worden, davon beklagte Westeuropa wie bereits erwähnt 611 oder 0,4 Prozent aller Opfer. In der Schweiz ist das Risiko, Opfer eines Terroranschlags zu werden, gar noch deutlich kleiner. Am gefährlichsten ist es im Irak, in Afghanistan, Pakistan, Nigeria, Indien und Syrien. Die meisten Opfer von muslimischen Terroristen sind zudem selber Muslime, rund 80 Prozent.

 

Da Attentate, insbesondere wenn sie in Paris oder Berlin stattfinden, das Medieninteresse mehr wecken, als gewöhnliche Unfälle oder Naturkatastrophen, geht uns die Sicht auf die Realität etwas verloren. So verhungern beispielsweise weltweit jeden Tag 24'000 Menschen - meist in Entwicklungsländern - davon 18'000 Kinder unter fünf Jahren. Aus diesen Gebieten kommen dann die ungeliebten "Wirtschaftsflüchtlinge" zu uns. Gemäss einer Studie der Universität Oxford wird der Klimawandel ab dem Jahr 2050 zusätzlich jährlich 500'000 Menschenleben fordern. Diese Probleme wären eigentlich lösbar, wir kennen die Ursachen und die notwendigen Massnahmen.

 

Es geht mir nicht darum, die Gefahr von Terroranschlägen kleinzureden oder die Taten gar zu verniedlichen. Ich verurteile diese grausamen, unmenschlichen Taten aufs Schärfste und hoffe, dass wir gemeinsam Wege finden, diese Amokläufer zu stoppen. Ich finde es aber nicht richtig, wenn ganze Bevölkerungsgruppen und Religionen unter Generalverdacht gestellt und angefeindet werden. Und vor allem sollten deswegen nicht andere, noch grössere Gefahren für die Menschheit vergessen werden.

 

Ist die Menschheit nicht von anderen, noch viel grösseren Problemen bedroht?

 

 

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Sarganserland aktuell - Blick über den Tellerrand sandra.buesser@catv.rol.ch