Ist Geiz wirklich geil?

28.05.2017 00:00

Draussen scheint die Sonne strahlend und die erste Sommerhitze weht über das Land. Die Menschen strömen nach draussen und geniessen, gute Laune macht sich breit. Trotzdem bin ich in sehr nachdenklicher Stimmung. Die Ausbeutung der Welt beschäftigt mich nicht nur an diesem perfekten Sommertag. Perfekt für uns.

 

Eigentlich geht es um menschliche Gier. Filme, welche auf verschiedenen Kanälen verbreitet werden, jagen mir das nackte Grauen über den Rücken. Verhungernde Kinder, Tiere, denen man bei lebendigem Leibe Körperteile vom Leibe sägt und Menschen, die in verseuchten Müllhalden nach Essen oder etwas Brauchbarem suchen. Urwälder brennen, um Monokulturen für die Palmölgewinnung anzulegen. Tiere sterben aus, Kosmetik wird mit Plastikpartikeln versehen. Sobald diese Bilder irgendwo auftauchen, muss ich sofort weiterschalten. Dann wiederum fühle ich mich feige und ich weiss, auch ich bin an dieser unerträglichen Situation mitschuldig. Albert Schweitzer sagte: „Keiner darf die Augen schliessen und das Leiden, dessen Anblick er sich erspart, als nicht geschehen ansehen.“ Es gibt kein Schönreden, ich lebe im Wohlstand. Die Wohlstandsgesellschaft, die wir uns geschaffen haben, haben wir auch auf dem Buckel der Menschen der Dritten Welt aufgebaut, indem wir diese skrupellos ausnutzen und in Hunger und Elend stürzen. Hier unsere unendliche Geldgier – dort die Hungerlöhne und elenden Arbeitsbedingungen. Die Produkte werden immer billiger, die Aktionen immer krasser. Geiz ist geil! Die Frage ist, für wen. Zumal wir es uns leisten könnten, uns hochwertigere Produkte aus kontrollierten Betrieben und Anbauten zu kaufen. Vielleicht könnten wir uns dadurch etwas weniger leisten, doch wäre das schlimm? Hier Überfluss und Habgier – dort vegetieren die Ärmsten. Hier die überteuerten Kredite der Weltbank – dort die Repressionen, Korruption und steigenden Schulden. Hier der satte Gewinn – dort die begehrten Bodenschätze. Drückende Schuldenlasten verleiten Entwicklungsländer, die natürlichen Ressourcen auszubeuten und die Umwelt zu zerstören.

 

Spenden in diesen Notsituationen ist wichtig und rettet Leben. Und was tun, damit der Raubbau an der Dritten Welt langfristig aufhört? Auf der Welt wird produziert, wonach wir verlangen. Aber auch, was wir gar nicht brauchen, weil uns suggeriert wird, dass wir es haben müssen. Die Welt hat nur eine Zukunft, wenn wir unseren übernatürlichen Konsum einschränken. Heute können wir es freiwillig tun und auch auf Qualität achten. Eines Tages werden wir dazu gezwungen sein.

 

Ein Trend zeichnet sich bereits ab. Die Menschen möchten vermehrt wissen, woher ihre Einkäufe stammen und wie sowie unter welchen Bedingungen produziert wird. Das ist schon einmal gut. Warum wohl suchen immer mehr Menschen nach einheimischen, natürlichen und nachhaltig hergestellten Produkten?

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Sarganserland aktuell - Blick über den Tellerrand sandra.buesser@catv.rol.ch