Drückt sich die St. Galler Regierung beim Entscheid Marija Milunovic?

15.02.2017 00:00

Viele Menschen aus dem Sarganserland sind sprachlos und verstehen die Welt nicht mehr. Die meisten Reaktionen auf die gestrige Ausschaffung der jungen Marija aus Sargans nach Serbien zeigen Unverständnis, Trauer, Mitgefühl, Wut und Ohnmacht. Bereits zweimal hat Sarganserland aktuell im letzten Jahr über die Situation von Marija berichtet. Die Reaktionen der Menschen fielen fast ausschliesslich solidarisch aus, denn das Mädchen konnte im letzten Sommer ihre Lehrstelle nicht antreten, weil es ungewiss war, ob sie nun hier bleiben darf oder nicht.

Nun sitzt Marija Milunovic allein in Serbien - getrennt von ihrer Mutter -  und hat alles verloren, was sie sich in der Zeit in Sargans aufgebaut hatte: Ihre Lehrstelle, ihren Schulabschluss, ihre Mitgliedschaft im Fussballclub, ihren Freundeskreis, die grosse Unterstützung durch ihre Lehrer und vielleicht sogar die Aussicht auf eine Au-pair-Stelle. Denn in Serbien hat sie nichts mehr. Sie muss als Siebzehnjährige wieder bei Null anfangen.

Warum konnte mit der Ausschaffung nicht zugewartet werden, bis klar war, ob die Au-pair-Stelle im Fürstentum Liechtenstein bewilligt würde. Dies hätte noch zwei bis drei Wochen in Anspruch genommen. Warum nach mehr als zwei Jahren plötzlich so eilig? Warum eigentlich hüllt sich der zuständige Regierungsrat Fredy Fässler in der ganzen Geschichte seit Monaten in Schweigen, obwohl sich Marija immer wieder öffentlich an ihn wandte? Warum muss der stellvertretende Leiter des Migrationsamtes – nicht etwa der Amtsleiter -  Auskünfte erteilen? Der Fall Marija Milunovic sollte Chefsache sein – davon hat man aber nichts gemerkt. Der Regierungsrat hätte die Macht gehabt, den Fall Marija Milunovic als Härtefall einzustufen.

Noch unverständlicher und damit peinlich ist die Aussage vom Leiter Rechtsdienst im Sicherheits- und Justizdepartement gegenüber FM1. Die superprovisorische Verfügung, welche der Anwalt von Marija, am Montag um 15.48 Uhr ins Sicherheits- und Justizdepartement faxte, wurde erst am nächsten Morgen an die zuständige Person verteilt. Das war dann aber zu spät, da war die junge Frau schon in der Luft. Die Begründung: Das Departement habe eben normale Bürozeiten und darum das Begehren am Montag nicht mehr gesehen!

Ich schliesse meinen Blog mit den offiziell publizierten Öffnungszeiten des Kantons St. Gallen.

 

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