Braucht es eigentlich für alles einen Fachbegriff?

09.05.2017 00:00

Die Schreibende war verhindert. Der Sarganser Wochenmarkt hat die Schreibende dermassen vereinnahmt, dass sie darob fast das Schreiben vergessen hätte. Der Markt steht, Freude herrscht und die Schreibende hat eindeutig wieder Lust die Feder zu schwingen, respektive in die Tasten zu hauen. Und vor allem hat sie wieder Zeit.

 

Sich von einer Sache ganz vereinnahmen lassen, sich einer Sache voll widmen, konzentriert und mit Freude bei einer Tätigkeit sein, das ist ein tolles Gefühl. Wir kennen es alle, die Zeit vergeht wie im Flug und die Alltagsgedanken rücken in den Hintergrund. Wir sind gefesselt von dem, was wir gerade tun. Einfach schön und wir hoffen, dass sich dieses Gefühl wiederholen lässt. Diese tiefe innere Befriedigung kann sich beim Kochen, in einer Sitzung, auf einer Reise, beim Sport, Schreiben, Musizieren, Lesen, Tanzen, …. einstellen. Mehr Erklärung braucht es dazu nicht. Alle wissen, was ich meine.

 

Die Wissenschaft nennt das „FLOW“, das beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit (Absorption). Es sei wichtig, diese Flow-Zustände zu erleben, besonders auch für Kinder. Die Eltern sollen besorgt sein, dem Kind dies zu ermöglichen. Ob wohl stundenlanges gamen, chatten und surfen zum gewünschten Flow führen?

 

Als Kinder konnten wir noch kein Englisch und unsere Eltern verstanden ganz sicher das Wort „Flow“ nicht. Sie mussten aber auch nicht viel dazu beitragen, dass wir Kinder diesen Flow erleben durften. Wir brauchten einfach genügend freien Spielraum und unverplante Zeit. Das hatten wir. Beim stundenlangen Sändelen, Lego- und Puppenspielen, Abend-Völkerball, Gummitwisten und Theäterlen vergassen wir die Zeit.

 

Einen schaurig schönen, fast zittrigen Flow erlebten wir jeweils, wenn unsere mit Stöcken ausgestattete Passatibande in den Wald zog, die Melserbande zu suchen (welche die Schreibende leider oder vielleicht auch zum Glück nie zu Gesicht bekam…). Tatsächlich, auf diesen Touren hatte keiner von uns auch nur einen Hauch von Gedanken an die Hausaufgaben.

 

Ob die Schreibende das mit dem Flow wohl richtig verstanden hat?

 

Kontakt

Sarganserland aktuell - Blick über den Tellerrand sandra.buesser@catv.rol.ch